• 11. August 2021

Ashley Amegan, Model und angehende Völkerrechtlerin

„In dem Moment, in dem wir unseren Stimmzettel abgeben werden wir Teil der Demokratie!“

Ashley Amegan, Model und angehende Völkerrechtlerin

Ashley Amegan, Model und angehende Völkerrechtlerin 150 150 Sven Lilienström

„In dem Moment, in dem wir unseren Stimmzettel abgeben werden wir Teil der Demokratie!“

Ashley Amegan ist Model und angehende Völkerrechtlerin. Bekannt wurde die 22-jährige Münchnerin einem größeren Publikum durch ihre Teilnahme in der ProSieben Casting-Show „Germany‘s Next Topmodel“ (GNTM). Sven Lilienström, Gründer der Initiative Gesichter der Demokratie, sprach mit Ashley über Demokratie, Völkerrecht und ihre Zukunftspläne als Model und Juristin.

Ashley Amegan, Model und angehende Völkerrechtlerin | © Oliver Rudolph

Ashley Amegan, Model und angehende Völkerrechtlerin | © Oliver Rudolph

Ashley, Du bist Model und angehende Völkerrechtlerin. Eine spannende Kombination, daher möchten wir Dich gerne zu allererst fragen: Was bedeuten Demokratie und demokratische Werte für Dich ganz persönlich?

Ashley Amegan: Demokratie bedeutet für mich Inklusion – dass nicht nur die Meinungen und das Wohlergehen der Großen und Starken eine Rolle spielen, sondern auch die Meinungen und das Wohlergehen der Benachteiligten, der Randgruppen oder der Schwächeren.

Wichtig ist, dass wir uns als Gesellschaft, der demokratische Werte am Herzen liegen, mit anderen Meinungen auseinandersetzen!

Vor allem der Aspekt der Meinungsfreiheit spielt für mich in einer Demokratie eine entscheidende Rolle. Denn von ihr hängt die Dynamik und Struktur unserer Gesellschaft ab. Immer öfter werden heutzutage Meinungen, die nicht den Ansichten der Allgemeinheit entsprechen, rapide angefochten und dementiert. Wichtig ist, dass wir uns als Gesellschaft, der demokratische Werte am Herzen liegen, mit anderen Meinungen auseinandersetzen, eine gemeinsame Basis in der Auseinandersetzung finden oder zumindest versuchen, ein „gesundes Einfühlungsvermögen“ zu entwickeln. Ziel muss sein, die Abspaltung von extremen Randgruppen zu verhindern und ein gesellschaftliches Miteinander am Leben zu halten.

Egal ob Digitalisierung, Klimawandel oder die Corona-Pandemie. Die Demokratie steht im 21. Jahrhundert vor neuen Herausforderungen. Müssen wir unsere tradierte Demokratie – zumindest in Teilen – neu erfinden?

Ashley Amegan: Die Schere der Ungleichheit wird immer größer – vor allem in Hinblick auf die soziale und wirtschaftliche Sphäre. Das Coronavirus gefährdet besonders die Schwächeren in unserer Gesellschaft – mögliche seelische Schäden der Isolation kommen noch hinzu.

Im wirtschaftlichen Sektor treten vor allem Berufstätige in der Pflege und im Lebensmitteleinzelhandel in den Vordergrund. Es wird immer mehr Einsatz verlangt – oftmals für nicht an den Druck und den Stress angepasste Löhne. Auf der anderen Seite sind zahlreiche Unternehmer und Selbstständige von Schließungen betroffen, viele Angestellte befanden oder befinden sich in Kurzarbeit oder mussten ihren Job komplett aufgeben. Dabei denke ich vor allem an unsere alleinerziehenden Mütter und Väter, die zusätzlich auch auf Kindergärten, Schulen und Horte angewiesen sind.

Die Pandemie zeigt mehr als deutlich, dass die Digitalisierung in unserer Gesellschaft teils noch als „Fremdkörper“ empfunden wird.

Obwohl die Digitalisierung in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt hat, zeigt die Pandemie mehr als deutlich, dass sie in unserer Gesellschaft teils noch als „Fremdkörper“ empfunden wird. Ein Beispiel dafür sind die Universitäten und Schulen, die mit dem plötzlichen Umstieg von Präsenzunterricht auf Online-Tools wie „Zoom“ und „Microsoft Teams“ zum Teil komplett überfordert waren. Auch durch zügig entwickelte Apps, welche die Ausbreitung des Virus eindämmen sollen, hoffe ich, dass deutlich wird, dass die Digitalisierung auch große Vorteile für unsere Gesellschaft birgt.

Der Klimawandel stellt eine schleichende Katastrophe dar, der die gesamte Welt und somit jeden Menschen betrifft!

Auch der Klimawandel spielt in Hinblick auf die Pandemie eine bedeutende, wenn nicht sogar vergleichbare Rolle. Denn er stellt eine schleichende Katastrophe dar, der die gesamte Welt und somit jeden Menschen betrifft. Ich erhoffe mir, dass die Konsequenzen der Pandemie ein Anlass für uns alle sind, kritisch zu überdenken, welche Zukunft unserer Erde blüht, wenn wir nicht endlich nachhaltiger werden.

Du studierst Jura im siebten Semester – wie eingangs erwähnt, mit dem Schwerpunkt Völkerrecht. Wieso hast Du Dich dazu entschieden Völkerrecht zu studieren? Und: Gibt es im Völkerrecht ein „Recht“ auf Demokratie?

Ashley Amegan: Mir ist es wichtig, in meiner Berufswahl ein Plus in der Welt hinterlassen zu können. Das geht mit fast jeder Berufswahl. Ein Model kann sein oder ihr Gesicht als Zeichen von Vielfältigkeit oder für eine wichtige Message nutzen. Aber auch als Juristin kann man Vieles erreichen. Einen großen Teilbereich des Völkerrechts stellen die Menschenrechte, die „Human Rights“ dar. Ziel ist es, Diskriminierungen zu verhindern, Menschen vor allem in Kriegsgebieten zu schützen und politische Freiheiten zu bewahren. Ziele, mit denen ich mich komplett identifizieren kann und zu denen ich auch beitragen möchte.

Demokratie ist ein wichtiger Bindefaktor zwischen Menschen – auch auf internationaler Ebene.

Ob es im Völkerrecht ein Recht auf Demokratie gibt, ist schwer zu beantworten. Meiner Meinung nach sollte Demokratie nicht als die einzige legitime Regierungsform betrachtet werden, an der sich Gerechtigkeit und Wohlergehen misst. Allerdings spielt sie eine wichtige Rolle. Denn sie ist ein wichtiger Bindefaktor zwischen Menschen – auch auf internationaler Ebene.

Ohne Wahlen keine Demokratie. Umso wichtiger ist es, am 26. September wählen zu gehen. Gibt es etwas, was Du jungen Erstwähler*innen sagen möchtest? Wie politisch, denkst Du, ist die Jugend hierzulande?

Ashley Amegan: Wenn man sich unsere Jugend anschaut, wird deutlich, dass sie immer mehr politisch aktiv wird.

Ich bin überaus stolz, Teil einer solch aktivistischen Generation zu sein!

Das sieht man zum Beispiel an den Fridays for Future-Demonstrationen, geleitet von einer zu Beginn 15-jährigen Greta Thunberg. Ich bin überaus stolz, Teil einer solch aktivistischen Generation zu sein.

Wir werden in dem Moment, in dem wir unseren Stimmzettel ausfüllen und abgeben zum Teil der Demokratie.

Wir werden in dem Moment, in dem wir unseren Stimmzettel ausfüllen und abgeben zum Teil der Demokratie. Wählen bedeutet Verantwortung zu übernehmen und über die Zukunft unseres Landes mitzuentscheiden. Vor allem als Erstwähler*in sollte man sich deshalb zuvor seines Privilegs bewusst werden.

Liebe Ashley, mal abgesehen von Deiner Teilnahme bei GNTM 2021: Was war das Verrückteste, was Du jemals gemacht hast? Wie sehen Deine „klassischeren“ Zukunftspläne aus – möchtest Du promovieren?

Ashley Amegan: Hmm, eine schöne, wenn auch schwierige Frage. Ich persönlich würde mein Leben als ziemlich normal bezeichnen, andere sehen das aber wahrscheinlich anders. Dadurch, dass ich mich entschlossen habe, nicht nur Jura zu studieren, sondern auch zu Modeln und meine Plattform zu nutzen, sieht mein Alltag immer anders aus. Ich lasse mich von meiner Intuition leiten, reise viel und versuche, mich jeden Tag neuen Herausforderungen zu stellen. Deshalb gibt es möglicherweise kein einzelnes „verrücktestes Erlebnis“, sondern vielmehr eine Akkumulation an verrückten Situationen, die am Ende mein derzeitiges Leben darstellen.

Mein großes Ziel ist es, als Juristin in einer NGO oder einer internationalen Organisation mitzuwirken.

Im Moment bin ich in Berlin zum Modeln. Ich bereite mich auf einen Aufenthalt in Paris vor, da ich mich dort als Model etablieren möchte. Parallel bereite ich mich auf mein erstes juristisches Staatsexamen vor. Über eine Promotion denke ich erst nach, wenn ich das Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen habe. Mein großes Ziel ist es, als Juristin in einer NGO oder einer internationalen Organisation mitzuwirken. Um so viele Ziele zu erreichen, ist das „A und O“ für mich allerdings, jeden kleinen Zwischenhalt Schritt für Schritt anzugehen und mich auch über kleine Erfolge oder auch mal einen Umweg zu freuen.

Vielen Dank für das Interview, liebe Ashley!

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